Notaufnahmen in Pflegefamilien

Wir bieten Notaufnahmen für Kinder und Jugendliche aus Krisen- und Übergangssituationen, bei denen eine Klärung der Situation des Kindes oder der Eltern im Vordergrund steht und nach Möglichkeit die Rückkehr zu den Eltern angestrebt und begleitet wird.

Wenn Eltern ihre Erziehungsaufgabe nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt wahrnehmen können, nehmen wir innerhalb kurzer Zeit Kinder von 0 bis 12 Jahren aus kritischen familiären Situationen in unseren qualifizierten Pflegefamilien auf. Manchmal ist es auch die am besten passende Option für Jugendliche.

Pro Jahr nehmen wir 30 bis 40 Kinder notfallmässig auf.  Unser Einzugsgebiet ist die Zentralschweiz.

Eltern können aus diversen Gründen kurzfristig nicht mehr in der Lage sein, die Erziehungsaufgabe zu übernehmen. Jede Familiensituation ist individuell und wird im Aufnahmeprozess gewürdigt und beachtet:

  • Erschöpfung und akute Überforderung aufgrund verschiedenster inner- wie ausserfamiliärer Auslöser
  • Akute psychische, soziale oder gesundheitliche Probleme
  • Plötzlicher Ausfall infolge Krankheit, Tod oder Haft
  • Starke Verhaltensauffälligkeiten des Kindes
  • Elterliche Beziehungsstörung
  • (Mögliche) Gefährdung durch physische, psychische bzw. sexuelle Übergriffe
  • Vernachlässigung des Kindes oder das Kind ist auf sich alleine gestellt

Die Kinder leben für einige Wochen bis max. 6 Monate in der Pflegefamilie und nutzen an deren Wohnort die Angebote wie zum Beispiel die Spielgruppe und die Schule. In dieser Zeit wird unter Einbezug des Kindes mit allen Beteiligten der Bedarf des Kindes und seiner Eltern geklärt und eine Anschlusslösung gesucht.

Die Notaufnahme kann kombiniert werden mit sozialpädagogischer Familienarbeit bei den Eltern zu Hause, insbesondere wenn eine Rückkehr zu den Eltern eine Option ist.

Aus wichtigen Gründen ist eine befristete Verlängerung der Notaufnahme möglich, allzu lange unklare Lebenssituationen gilt es zu vermeiden.

Wenn es das Befinden des Kindes und die Situation der Eltern zulassen, werden während der Notaufnahmezeit Elternkontakte ermöglicht. Diese können entweder unbegleitet oder in unterschiedlichen Formen durch uns begleitet werden. Eines unserer Angebote ist unser interner Eltern-Kind-Treff (ElKi) jeweils am Mittwochnachmittag, der für begleitete Elternkontakte zur Verfügung steht.

Rückkehr zu den Eltern

Besteht die Möglichkeit, dass das Kind wieder zu seinen Eltern oder einem Elternteil zurückkehrt, begleiten wir den gesamten Rückkehrprozess. Hierfür haben wir ein eigenes, forschungsbasiertes Rückkehrprogramm entwickelt. Idealerweise startet dieses bereits zu Beginn der Notaufnahme mit gemeinsamen Gesprächen. Anschliessend unterstützen wir die Eltern mit einer sozialpädagogischen Familienbegleitung während des Rückkehrprozesses und bis zu 12 Monaten nach der Rückkehr.

Unser Rückkehrprogramm

Übertritt in eine mittel- und langfristige Pflegefamilie

Zeigt sich während der Notaufnahme, dass das Kind einen mittel- und langfristigen Platz in einer Pflegefamilie benötigt, suchen wir und die zuständigen Fachpersonen nach einer passenden Pflegefamilie.

Je nach Ausgangslage kann eine mittel- und langfristige Aufnahme in der bisherigen Pflegefamilie geprüft werden, oft ist der passende Platz für das Kind in einer anderen Pflegefamilie.

Weshalb ein Wechsel der Pflegefamilie? Es gibt ein fachliches Spannungsfeld zwischen «gelingende Passung und Partizipation des Kindes» und «Vermeidung von Wechseln des Lebensortes des Kindes».

Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung, den Ergebnissen der Pflegekinderforschung in Bezug auf Matchingprozesse und der Rückmeldung unserer Notaufnahme-Pflegekinder setzen wir bei Kindern ab 3 Jahren den Schwerpunkt auf Passung und Partizipation:

Eine Notaufnahme erfolgt in der Regel schnell, mit minimalen Passungsprozessen und wenig oder keinem Einbezug des Kindes. Oberstes Ziel ist es, dem Kind so rasch als möglich einen geschützten, sicheren Aufenthaltsort mit zugewandten Bezugspersonen, den Pflegeeltern, zu ermöglichen. Die Kinder schildern dies retrospektiv fast durchwegs als entlastend und positiv: einen temporären sicheren Ort zu haben, zuerst einmal die eigene Situation verstehen lernen, nur so viel Beziehung/Nähe zur Pflegefamilie zulassen, wie es für sie passend ist und bei der weiteren Planung einbezogen sein. Sie behalten oft über viele Jahre einen guten Bezug zu ihrer Notaufnahme-Pflegefamilie und der Pflegefamilienwechsel ist für sie oft problemlos.

Bei Kindern von 0 bis 3 Jahren setzen wir den Schwerpunkt auf Vermeidung eines Wechsels und prüfen, ob die Notaufnahme-Pflegefamilie zusätzlich die Möglichkeit Langfristigkeit bietet.

Übertritt in eine Institution

Möglicherweise zeigt sich, dass dem Bedarf des Kindes am besten mit einer institutionellen Lösung entsprochen wird. In diesem Fall begleiten wir den Übergang in die entsprechende Institution.